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Unterwegs in den Tannheimer Bergen

Nach einem Jahr Pause sind wir sehr froh, dass wir diese Jahr wieder auf Hüttentour gehen konnten. Über das Wochenenden vom 3. Oktober zog es uns 3 Tage lang in die Tannheimer Berge, genauer gesagt auf die Willi-Merkl-Hütte – eine wunderschöne Selbstversorgerhütte, umgeben von einigen imposanten 2.000ern, alpinen Klettertouren und tollen Klettersteigen. In diesem Gebiet ist wirklich für jeden was dabei.

Am Sonntag morgen fuhren wir los in Richtung Musau, um vom Wanderparkplatz aus über den gut begehbaren Forstweg zur Hütte aufzusteigen. Da wir vor hatten, 16 Leute 3 Tage lag selbst zu versorgen und wir auch das Equipment für den Klettersteig dabei hatten, gab es einiges zu schleppen. Also: Rucksack auf und reinquetschen was geht. Dominik war mit 26 kg im Rucksack am Ende wohl der Spitzenreiter – die ca. 11 kg Steine, die ihm nach und nach von Chris noch in den Rucksack gelegt wurden, mal nicht mitgerechnet. So waren nach dem Aufstieg also auch die Fittesten erschöpft.

Doch lang Pause machen ist nicht unsere Art. So ging es nach dem Vesper für alle, die Lust hatten, noch einmal los auf die Läuferspitze, von der Hütte aus in etwa 1 - 1 1/2 Stunden erreichbar. Von dort aus hat man einen tollen Blick über die Anfänge der Alpen.
Die an der Hütte Gebliebenen kümmerten sich so lange darum Tee zu machen, Karten zu spielen und alles fürs Abendessen vorzubereiten. Heute auf der Speisekarte: Spaghetti mit Tomatensoße.

Den Hirschen auf der Spur

Nach dem Abendessen genossen wir etwas Hüttenzeit und dann ging es für die Jüngeren ins Bett – morgen hatten wir einen langen Tag auf dem Programm. Einige der Älteren waren aber wohl immer noch nicht ganz ausgelastet und so ging es nachts mit Stirnlampen und Kamera noch raus, durch den Wald über der Hütte zum zweiten Gipfel des Tages, der Großen Schlicke. Die Stirnlampen blieben den ganzen Weg über aus, da der Mond so hell schien und man so ohnehin den klaren Sternenhimmel besser sehen konnte. Auf dem Gipfel war das Wetter perfekt, um die nächtliche Stimmung einzufangen.

Wieder runter durch den Wald war es jedoch ganz schön gruselig, da um diese Jahreszeit die Hirsche sehr aktiv sind und laut durch die Nacht röhren. Definitiv etwas einschüchternd. Und für Dominik die perfekte Tarnung um aus den Büschen zu springen und die Mitwanderer zu erschrecken. um ca. 1 Uhr nachts waren dann auch die Nachtwanderer wieder zurück und schnell ging es für alle ins Bett. Früh aufstehen war schließlich angesagt.

Die Berge rufen

Am nächsten Morgen gingen wir nach dem gemeinsamen Frühstück los zum Friedberger Klettersteig. Bei perfektem T-Shirt Wetter erreichten wir am frühen Vormittag den Einstieg auf den Schartschrofen, und damit unseren ersten Gipfel. Dort hieß es: Gurt und Klettersteigset anziehen, Handschuhe an, kurz noch einen Riegel verputzen und los.

Als lange Kette stiegen wir 16 Teilnehmer alle gemeinsam über den Friedberger Klettersteig ab zur Gelben Scharte und wieder auf über teils seilversicherte Wege hoch auf die Rote Flüh (2108 m) - Gipfel Nr. 2. Selbst die Kinder, die noch nie auf einem Klettersteig waren, meisterten den Weg problemlos.

Kurzer Schock auf dem Gipfel: so viel los!! Die Rote Flüh ist nämlich von der anderen Seite vom Gimpelhaus recht einfach zu erreichen. Klar, dass an so einem schönen Oktoberwochenende alles dort hinauf strömt. Also aßen wir nur schnell etwas und teilten uns dann von dort an in 3 Gruppen auf.

Ein paar Jugendleiter liefen mit den jüngsten Teilnehmern unterhalb des Gimpel entlang bis vor die Köllenspitze und über die Scharte zurück ins Tal zur Hütte. Der steile Abstieg über Geröllfelder und teils seilversicherten kleinen Abkletterpassagen war ein echtes Abendteuer. Als Belohnung genossen wir noch ein paar ruhige Stunden auf der Hütte bis der Rest der Gruppe eintrudeln sollte.

Die zweite Gruppe machte sich ebenfalls auf direktem Wege Richtung Köllenspitze, jedoch mit dem Ziel die Köllenspitze über den Köllenspitze Klettersteig auf der Südseite zu besteigen. Der D-Klettersteig ist mit recht wenig Eisen ausgestattet und daher doch recht anspruchsvoll. Noch im Klettersteig unterwegs wurde die zweite Gruppe bereits von der dritte eingeholt, welche zuvor noch einen Abstecher auf den Gimpel gemacht hatte. Der 2173 m hohe Berg ist nur über einen alpinen Weg begehbar und erfordert daher höchste Trittsicherheit – ganz klar etwas für unsere Leistungsgruppe.

Gemeinsam meisterten die beiden Gruppen den Klettersteig bis zum Gipfel der 2238 m hohen Köllenspitze, auch wenn so mancher mit dem Kreislauf zu kämpfen hatte. Die pralle Mittagssonne in einem Südseiten-Klettersteig kann einen ganz schön fertig machen. Gemeinsam ging es dann auch für die restlichen Teilnehmer zuerst über einen recht ausgesetzten Weg runter von der Köllenspitze zur Scharte und dann zurück zur Hütte. Zusammengefasst waren die Gruppen heute min. 7 und max. ca. 10 Stunden unterwegs. Die kleinen meisterten stolze 1.000 hm, die 2. Gruppe 1300 hm und die Leistungsgruppe in der selben Zeit 1600 hm. Eine starke Leitung von allen! Und somit waren auch die Kässpätzle und Pfannenkuchen zum Nachtisch mehr als verdient.

Keine Nacht ohne Nachtwanderung

Da wir am nächsten morgen nicht ganz so früh raus mussten, gingen wir auch diese Nacht auf Nachtwanderung, aber ohne Gipfel – davon hatten wir heute genügend. Dafür auf eine kleine Ebene weiter oben. Von dort aus hörte man wunderbar rings um die Hirsche röhren. Absolutes Highlight: Marvin und Dominik, die zurückröhrten (-rülpsten) in der Hoffnung auf Antwort. Es war aber einfach zu lustig, sodass jegliche Antwort vom Lachen der Mädels übertönt wurde. Ein toller Abschluss für einen gelungenen Bergtag.

Bis bald, Berge!

Die Anstrengungen des letzten Tages steckten uns beim Aufwachen noch in den Knochen, so war der Morgen besonders für die Jüngeren mit viel Gähnen verbunden. Das Frühstück an der frischen Luft und zugegeben ein leichter Zucker-Boost von Kaba und Nutellabrot weckte aber auch die verschlafensten Gemüter. Nach dem Frühstück war aufräumen angesagt: Betten richten, Durchfegen, Feuerholz auffrischen – auf einer Selbstversorgerhütte gibt es schließlich keinen Zimmerservice. Danach: Rucksäcke auf, ein letzter Blick zurück zur Hütte und ab ins Tal.

 Ein gemütlicher Abstieg war heute genau das richtige. Nochmal ein staunender Blick nach oben auf die hohen Berge – kaum zu glauben, wo wir gestern überall unterwegs waren! Nach einer kurzen Rast am Fluss und Riesensteinmännchen bauen erreichten wir die Autos und fuhren zurück Richtung Heimat. Heute nach schlafen wir sicher gut!

Ein paar weitere Eindrücke unserer Hüttentour