Die Kleidung neigte zu Bonbon-, alternativ Pastelltönen und war in Sachen Tragekomfort meilenweit von heute entfernt, das Szenemagazin hieß noch „rotpunkt“, die Kollegen in Stuttgart hatten den Pfeiler einer alten Eisenbahnbrücke für sich entdeckt, in Tübingen hangelte sich mancher an der Natursteinfassade eines Parkhauses von Platzverweis zu Platzverweis – und in Oberndorf? War man zwar nicht bei der Avantgarde, doch gut dabei, als sich Klettern aufmachte, richtig populär zu werden.
Draußen war der Boller Fels erschlossen und die Alpen nicht sicher vor Besteigungen. Doch für das aufkommende Indoorklettern als Training, aber auch als eigene Disziplin gab es nicht viele Möglichkeiten.
Bei der Bergsteigergruppe Oberndorf hatte sich in Kooperation mit der Stadt Oberndorf nach dem Erstimpuls „Wasserfallhalle“ die Neckarhalle für ein Kletterwandprojekt 1994 auserkoren. Bis dahin wich man zum Indoorklettern zu den DAV Kollegen nach Freudenstadt oder nach Rottweil ins „Aquamonte“ aus. Ende des Jahres 1993 gab es erste Überlegungen mit der Stadt, die dann in einer 6m hohen und 12 m langen Kletterwand mit zwei Überhängen, einem Dach und einer Strukturfläche aufwartete. Das gab Platz für 7 Routen. Günther Faisst (Gruppenleitung seit 1993) und Albert Roth waren die treibenden Kräfte und zusammen mit dem Beirat und vielen Helfern wurde im Frühjahr und Sommer 1994 das Projekt umgesetzt. Albert Roth hat die Konstruktion der Wand übernommen. Es wurde selbst geschweißt und vorbereitet. Auch der Aufbau erfolgte in ehrenamtlicher Eigenleistung an vielen Abenden und Samstagen. Im Herbst 1994 konnte die Wand dann eingeweiht werden. Seitdem wird die Wand fast jeden Werktag von unterschiedlichen Gruppen genutzt. Es wurden bis zum Bau der Kletterwand in Spaichingen Sektionswettkämpfe, Ausbildungskurse und Sektionsveranstaltungen abgehalten.
Somit ist die Kletterwand jetzt seit mehr als 30 Jahren ganzjährig, kostenfrei und lebendig genutzt. Mit einem hohen Maß an ehrenamtlichem Engagement von Gruppenleitern, unserm Hallenverantworltichen, Aufsichten für den Klettertreff und den Schraubern wird diese Halle weiterhin betrieben.
Auch gab es in den letzten 30 Jahren keine nennenswerten Unfälle oder Verletzungen – nur ein ein paar Schürfungen, Prellungen und blaue Flecken.
Neben dem vierten Anstrich, mit einer Strukturfarbe, hat die Bergsteigergruppe auch den Boden vor der Kletterwand in Eigenregie und Ehrenamt erneuert.
Am letzten Oktoberwochende 2024 wurde mit einem kleinen Frühschoppen und Kinderprogramm sowie einer Kletterchallenge die 30 Jahre Kletterwand gefeiert und dem Mut derer gedacht, die damals diesen Schritt gewagt haben und die Mühen nicht gescheut haben.